Sonntag, 15. Mai 2011

Hamster, Hamster...

Das Leben ist ein verdammtes Hamsterrad.
Von früh bis spät, von morgens bis abends.
Morgens aufstehen – Hamster, Hamster, komm raus, spielen!
Und dann ab ins Laufrad.
Uni, lernen, Wohnung aufräumen, die Wäsche waschen – schlafen.
Am nächsten Morgen – Hamster, Hamster!



Und immer: rennen, rennen, Hamster spielen.

Hamster, Hamster, komm raus spielen!
Der Weg ins Hamsterrad scheint unaufhaltsam, aber damit der Hamster nicht vollends die Lust verliert, gibt es ab und an eine Belohnung.
Lieber Hamster, braver Hamster. Gut warst du die letzten sechs Jahre, und weil du so gut warst, darfst du auf die Schule, um lesen und schreiben zu lernen.
Wir wollen unseren Hamster ja nicht verdummen lassen, oder?
Und siehe da, am Anfang springen die kleinen Hamsterchen noch gerne ins Laufrad, und rennen, rennen, rennen.

Lieber Hamster, guter Hamster – hopp, ab ins Laufrad, komm spielen.
Du hast ein neues bekommen, und es heißt Gymnasium.
Was, das Laufrad gefällt dir nicht?
Schäm dich, böser Hamster! Das bedeutet eine Extrarunde, und sieh‘ zu, dass es dir diesmal gefällt.
Lauf ein bisschen schneller, Hamster!
Du willst doch nicht, dass dich die anderen überholen, nein, das willst du ganz bestimmt nicht!
Na hopp, hopp, wer schnell läuft, bekommt am Schluss auch etwas Schönes!

Lauf, nur ein kleines bisschen schneller noch, kleiner Hamster.
Du willst doch groß werden, und stark, und reich, und berühmt, oder?
Das Laufen trainiert deine Muskeln, Hamsterchen, also lauf, als ginge es um dein Leben!
Denn das tut es auch, kleiner Hamster.
Lauf, verdammt noch mal, um diesem Hamsterrad zu entfliehen, denn wenn du nur genug Runden gerannt bist, dann bist du frei!

Und das Hamsterchen läuft, und läuft, und schließlich rennt es.
Immer höherweiterschneller.
Lauf,lauf, und komm verdammt noch mal aus deinem Häuschen, um zu spielen!

Guter Hamster, braver Hamster, du bist genug gelaufen.
Da, hüpf in die Freiheit kleiner Hamster.
Deine Freiheit heißt Universität, und die Freiheit steht in einer anderen Stadt.

Und der Hamster läuft, und läuft, und rennt schließlich, denn dort ist doch die Freiheit.
Hamsterchen kommt an in der Stadt. Es denkt, da ist die Freiheit, denn das sagte man ihm doch?
Aber auf einmal – große Hände, und ein neuer Käfig, und ein neues Laufrad.
Der Name ist der gleiche, er heißt Universität.

Lauf, Hamster, lauf verdammt nochmal!
Du musst rennen, um etwas Großes zu werden, und mach deiner Hamsterfamilie ja keine Schande!
Wehe, du denkst auch nur daran, schau sie dir an, die anderen Hamster, schau sie dir gut an.
Sie alle rennen, hüpfen morgens in ihre Räder, und alle heißen anders.
Aber keiner kommt mehr von ihnen los.
Immer heißt es immer wieder: renne, Hamster.
Komm raus, spielen.

Lauf, du gottverdammter altersschwacher Hamster!
Beweg deinen faulen Hintern, renne verdammt nochmal!
Lasse es dir ja nicht einfallen, nicht zu rennen, wehe dir, wenn du es tust!
Dummer Hamster, dämlicher Hamster!
Mistvieh!
Und jetzt: RENNE!

Eines Tages rennt der Hamster nicht mehr, denn der Hamster ist tot.
Aber das macht nichts, schließlich gibt es so viele andere.

Süßer kleiner Hamster, gerade erst frisch auf die Welt gekommen.
Lieber, putziger Hamster, warte nur, bald kannst du laufen, dann gibt es eine Belohnung für dich.
Hamsterchen, Hamsterchen, lerne nur schnell laufen.
Da,schau mal, das ist dein neustes Spielzeug, es ist ein Laufrad!
Ist es nicht schön?
Na los, hüpf rein, keine Scheu, es beißt dich nicht.
Und, gefällt es dir, süßes kleines Hamsterchen?
Ja?
Das ist gut, denn jetzt: LAUF!

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